Landgang

Das Hinterland an der Ostseeküste birgt so einige Überraschungen, und wir sind immer bemüht und interessiert neue Dinge zu finden und zu sehen.

2 Kilometer entfernt vom kleinen Vereinshafen Lippe in der Hohwachter Bucht liegt das Gut Panker.

Die ausliegenden Prospekte haben uns neugierig gemacht und deshalb sind wir da mal hin.
Landschaftlich ist das Gut  im schönsten Teil der Holsteinischen Schweiz gelegen. Die Anlage befindet sich seit dem 18 Jahrhundert im Besitz der Landgrafen von Hessen.
Man befindet sich quasi auf hessischem Boden.
Das Herrenhaus verdient seinen Namen und das mächtige Torhaus nebst historischen Wirtschaftsgebäuden spiegelt schlichten Wohlstand wieder.

Der Landgraf bewohnt das Landgut - hin und wieder! Sein eigentlicher Schwerpunkt ist allerdings sein Weingut; hier produziert er die "Prinz von Hessen"-Weine, die man auf dem Gut sowohl genießen als auch für daheim kaufen kann. Die Preise sind den Örtlichkeiten angemessen.
Es gibt das Sterne-Restaurant "Ole Liese" und ein wohl recht gut besuchtes Landhotel.

In der Galerie
Voka stellt aktuell aus
und den verschiedenen Ateliers gibt es eine Kombination von Kunst, Kultur und Kitsch.

Loriot war früher oft Gast und wird mit den Worten zitiert " Hier will ich nie wieder weg!"
Blick von der Terrasse des Restaurants "Ole Liese"
Das gesamte Areal ist so groß, dass man es wohl nicht erlaufen kann. Da sich der Gutsherr auch der Trakehnerzucht verschrieben hat, ziehen sich die Pferdekoppeln mit ihren weißen Zäunen über die Hügellandschaft
ich halte es wohl aus hier.
und sind integrierter Teil des Parks.

für neugierige hier der link: www.gutpanker.de

eins habe ich noch, auf dem Gut gibt es herrliche Wege durch die Obstwiesen:

everything works fine

heute ging es los, Saisonstart.

Gleich morgens, noch kurz vor 8:00 Uhr, legen wir ab.
Es ist jedes Jahr für mich spannend, ob es wohl alles noch so klappt. Der Motor startet jedenfalls prima, Ingrid legt unsere RASMA ab - wie immer ruhig und sicher. Wir sind ganz alleine im Fahrwasser, das uns raus aus dem Burger Binnensee führt. Der Wind kommt aus Ost und gleich vor dem Südstrand setzen wir zunächst das Grosssegel, auch das funktioniert tadellos, danach die Genau - auch problemlos. Die Großschot ist noch etwas vertörnt. Das ist aber kein großes Problem, ich kann die Leine ganz gut während der Fahrt klarieren.
So, und nu? Alles ist gut, nix ist defekt, schöner Saisonanfang!

Einfach laufen lassen.
RASMA scheint sich auch zu freuen, falls Schiffe das überhaupt können. Jedenfalls läuft unser Boot einfach super, schnell zeigt das GPS über 6 Knoten an und ein einsamer Segler auf Parallelkurs wird nervös. Wie man weiß, heißt es ja: 2 Segler - 1 Regatta.
gleich setzt der Konkurrent das Grossegel und die Regatta beginnt.

Ha- gewonnen!  Kommt eher selten vor.

Wir drehen ab in Richtung Fehmarnsundbrücke.
Nun kommt der Wind mehr von hinten und ist kaum zu spüren. Mit raumen Wind wird es dann auch wärmer an Bord. Das Wasser ist ja noch sehr kalt. Die Brückenanzeige zeigt eine Durchfahrtshöhe von 22 Meter, wir brauchen mindestens 19,80 Meter.
Passt, sieht von unten aber trotzdem sehr eng aus.
die Brücke ist irgendwie niedrig

Nun lassen wir RASMA einfach laufen, die Temperaturen steigen etwas. Ingrid serviert Käsebrote und Kaffee. Wir genießen die Fahrt und der Autopilot macht in Ruhe seine Arbeit.
Hier auf dem Wasser sind ca. 16 Grad, während die Menschen am Strand bestimmt wieder 25 Grad haben. Ohne Jacke geht um diese Jahreszeit an Bord noch nichts, egal wie schön das Wetter auch ist.
Mittag ist vorüber und nach einer kurzen internen Bordbesprechung ändern wir den Kurs. Wir drehen und fahren zurück und steuern Heiligenhafen an.
Der Wind frischt auf und wir haben gut 6 Bf- Windstärken. Schönes Segeln!
Die Anfahrt und Einfahrt nach Heiligenhafen ist eng. Rechts und links neben der engen Fahrrinne ist es sehr flach. Die Enten können quasi dort stehen.
da drüben wohnen Leute mit gaaaanz viel Geld.- Graswarder heißt die Halbinsel.

Mit dem eigenen Boot waren wir noch nie hier.
In der riesigen Marina mit über tausend Liegeplätzen können wir uns einen Platz aussuchen.
Boote ohne Ende

Ingrid legt uns sauber an und ein anderer Segler hilft uns freundlich beim Festmachen.
Unglaublich, der Platz kostet nur 14 Euro, das kennen wir auch ganz anders. Die Infrastruktur hier in Heiligenhafen erfüllt alle Seglerwünsche. Alle Servicebetriebe sind vor Ort, die Sanitäreinrichtungen sind ausreichend und gut ausgestattet und das Hafenpersonal ist freundlich und hilfsbereit.
Für eine kurze Weile denken wir gemeinsam darüber nach, ob wir mit dem Liegeplatz von Fehmarn hierher wechseln.
Wir beeilen uns etwas, weil wir mächtigen Hunger haben und steuern direkt Weinigels Fährhaus an,


das Essen hier ist einfach lecker.
Und die Diskussion über den Liegeplatz können wir hier auch gut fortführen.
Ergebnis:es bleibt bei Burgstaaken!
Wir bummeln anschließend durch Heiligenhafen, nun ja, es ist ein Touristenort mit den üblichen Läden und wir ziehen uns anschließend auf unser Boot zurück. Der Wind ist sehr heftig. Ablegen wäre heute kaum noch möglich.

Morgen werden wir früh rausfahren, ich spekuliere auf "wenig Wind" am Morgen.



der nächste Morgen beginnt noch vor 07:00 Uhr.
wir laufen sehr früh aus, kein anderes Boot weit und breit
Das Frühstück wird kurz. Eine Tasse Kaffee und ein Knäckebrot.
Das Wetter ist wie vorhergesagt: noch haben wir 4 Bf. Wind, in 4 Stunden sollen es 6 Bf. werden.
Klar, das Land erwärmt sich halt wesentlich schneller und das Wasser ist noch sehr kalt.
so ein Mützchen hilft bei den Temperaturen
Dadurch bildet sich heftiger auflandiger Wind.
Ingrid legt RASMA ab und wir fahren heim, so richtig Frühstücken werden wir an unserem Liegeplatz in Burgstaaken.

Das wird allerdings dann fast Mittag sein.

Die NASA muss es wissen

Wir haben nach einem Zeitfenster gesucht.
Als "nicht-voll-Beruftstätiger" hat man einfach keine Zeit. Entweder will ein Arzt, die Verwandten oder wie bei mir die FDP unsere Zeit.
Gestern veröffentlichte die NASA das folgenden Bild:

Der durchschnittliche Rundfunkgebührenzahler erkennt sofort: Norddeutschland und Dänemark sind wolkenfrei. Wahrscheinlich gilt das sogar noch bis Ende dieser Woche.

Das ist doch ein Grund alle Termine beiseite zu schieben und zum Boot zu fahren.

Das haben wir auch gemacht.

Die Fahrräder kommen nicht mehr in den Kofferraum, sondern an den selbigen. Ich habe einen Fahrradgepäckträger gekauft, Dass wir eine Anhängerkupplung besitzen, habe ich eher zufällig beim Durchwühlen des Kofferraums gemerkt. Unter der Bodenklappe lag noch ganz viel Zeug, u.a. der Haken der Anhängerkupplung.
Toll, und wie man sieht, funktioniert es auch!
Es ist zwar zunächst ein komisches Gefühl mit so einem Teil hintendran zu fahren und der Gedanke "wenn der runterfällt, gibt es eine Katastrophe" hat bei mir ein paar Stunden für ziemliche Anspannung geführt. Aber ich glaube, das wird sich geben. Es fahren Tausende so über die Autobahn.
Die wenigen sich noch nicht an Bord befindlichen Sachen sind schnell gepackt.
Stiefel könnten wichtig werden







Die Fahrt nach Fehmarn war diesmal wenig aufregend. Mit Pausen waren wir nach 4 Stunden an Bord.
Ingrid macht uns erst einmal einen Kaffee und so langsam kommt in meinem Kopf die Todo-Liste zum Vorschein.
Vorsegel und Großssegel anschlagen (blöde Arbeit bei soviel Wind), Trittstufe der Badeleiter mit Teak erneuern, Logo von C-Yacht erneuern, Fallen sichern, Elektrik/Radio/TV checken, Pause machen, Pin-Code von den Duschen erfragen, Beiboot aufbauen - mache ich morgen!

Das Vorsegel ist in diesem Jahr schnell gesetzt. Ingrid führt das Segel locker in die Nut der Furlex (Rollfockanlage) und ich winsche das Segel hoch. In diesem Jahr klappt die Arbeit auf Anhieb.
Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Vorweg, zumindest für das Rollgroßsegel ist es ein schlechtes Zeichen.
Diese Arbeit machen wir in jedem Jahr, mindestens einmal und trotzdem...
Ich mache diesmal den Fehler das Grosssegel falsch in den Mast einzuführen. Noch schlimmer ist, weder ich noch Ingrid merken den Fehler und wir probieren eine Stunde Ordnung in das System zu bringen.

Das einzig Gute an dieser schweren, langwierigen Übung ist die Erkenntnis, dass so eine Arbeit, zusammen gemacht, trotzdem immer noch leichter geschafft wird als alleine.
Gemeinsam schaffen wir es letztlich doch,
Ingrids Feinmotorik rettet uns.

Ich habe keine Lust mehr noch zu "arbeiten", mittlerweile ist es fast 17:00 und es gibt wichtigeres zu tun.
Der Wein muss kalt gestellt werden und für das Abendessen ist es zwingend notwendig die Entscheidung "Wo gehen wir essen? herbeizuführen.

Die Entscheidung trifft Ingrid, sie möchte heute doch mal zum Griechen, da will ich schon seit Wochen hin.

Dafür entscheide ich auch was:

morgen wird gesegelt!