Zeit oder Geld

Im Herbst letzten Jahres ist mir ein kleines Missgeschick passiert. Eine schwere, weil volle Gasflasche ist mir aus der Hand gefallen.
Die scharfe Bodenkante der Flasche hinterließ auf dem Deckel der Backskiste für die Gasflaschen auf der Backbordseite des Achterdecks einen sehr hässlichen Riss im Gfk. Meine Reaktion damals war typisch: "darum kümmere ich mich im nächsten Frühjahr".
Habe ich aber nicht, einfach vergessen habe ich den kleinen Schaden. Klar hin und wieder fiel die Schramme ins Auge, aber immer war irgendwie nicht die richtige Zeit um sich an die Arbeit zu machen.
Als wir vor ein paar Wochen unser Boot für den Winter eingelagert haben, nutzte ich endlich die Gelegenheit den Deckel der kleinen Backskiste abzubauen und mit nach Hause zu nehmen. Der Schaden war langsam auch immer größer geworden und war nicht mehr so einfach zu übersehen. Trotzdem war das Ausmass für mich eine Überraschung. Als ich das beschädigte Gfk entfernte, wurde die betroffen Fläche recht groß. Wasser war unter den Kunststoff in das darunterliegende Holz gedrungen und das Holz dehnte sich auf. Damit begann die weitere Zerstörung, die Gfk-Schicht hat sich auf einem großen Stück vom Untergrund gelöst.
Nach 3 Wochen im warmen Heizungskeller war das Holz zwar wieder trocken, aber der Ablösungsprozess ist natürlich nur bedingt gestoppt.
man kann gut am dunklen Holz erkennen, wie nass es geworden ist
Also habe ich die Gfk-Schicht großzügig entfernt, den grauen Antirutschbelag habe ich danach natürlich auch abgekratzt.
Das sah nun so trostlos aus, dass ich mich spontan an die Werft gewandt habe. Man hatte dort tatsächlich noch einen neuen Deckel für mein Boot vorrätig.
Alles kein Problem, ich würde lediglich die Beschläge umbauen müssen und einen neuen Antirutschbelag aufkleben. Den hat die Werft zwar nicht, lässt sich aber sicherlich leicht besorgen.
Es fehlte nur noch die Antwort auf die Frage: "Was kostet der Spaß?" Eine neue Email von der holländischen Werft brachte Klarheit:
"Sehr geehrter Herr Volkmann,
Ein Neuen Deckel für die Gas Kaste Ihre C 36 können wir liefern.
Ein neuer Weißer Deckel in RAL 9010 kost € 1400,00 inkl. BTW 21% ab Werft."

Uups!

Da besinne ich mich doch lieber wieder auf meine handwerklichen Fähigkeiten. Eigentlich ist der Schaden ja auch übersichtlich. Ich mache mir eine Liste der benötigten Materialien und schau nach, wer mir den Antirutschbelag in einer so kleinen Menge liefert - das Internet ist mein bester Freund.
Mit Glasfasermatten und Epoxy schaffe ich mir eine neue Grundlage, das ist leicht, benötigt nur Geduld und Zeit. Nach vielem Schleifen kann ich auch wieder eine Gelcoatschicht aufbringen. Das fällt mir schon schwerer. Einmal verpasse ich das richtige Mischungsverhältnis und nehme zu wenig Härter.
Naja, ich hatte ja schon die richtige Einstellung für diese Aufgabe: "ich habe Zeit".
Das Gelcoat wieder schön glatt zu bekommen, war wirklich sehr viel Schleif- und Polierarbeit, Aber der Gedanke, dass ich gerade mindestens 1400 Euro verdiene, motiviert doch ganz gut.
Den Antirutschbelag habe ich bei Compass in Ascheberg bekommen, er hat zwar nicht ganz das gleiche Muster, aber die gleiche Farbe und ist von Gisatex. Leider hatte man den dafür geeigneten Dispersionskleber nicht vorrätig und ich machte mich in verschiedenen Baumärkten auf die Suche. Ehrlich gesagt, ist es per Internet tatsächlich leichter und ökonomischer. Für eine Tube Kleber zum Preis von €5,95 musste ich insgesamt mehr als 50 Kilometer zurücklegen und einen halben Tag verbrauchen. Ich habe ja Zeit. Ingrid hat mit Hilfe einer Schablone ein passendes Stück ausgeschnitten und danach war nur noch Aufkleben angesagt. Mit Gewichten habe ich den Belag beschwert und am Folgetag war alles fest. Die Beschläge waren schnell wieder montiert. Alles in allem hat die Reparatur 6 Tage gedauert. Hätte ich damals den Gelcoatschaden sofort behoben, wäre es wohl sehr viel weniger Arbeit gewesen.
Wert: mehr als € 1.400,00
Schade, dass es noch solange hin ist bis zum Frühjahr!



Rasma ist verplant

Der Wetterbericht ist günstig.
Für Wismar sind noch ein paar schöne Tage angesagt, es soll trocken bleiben, der Wind schwach und die Sonne wird da sein. Ein gute Gelegenheit nochmal zum Boot zufahre und die Restarbeiten zu erledigen und die Winterplane aufzubauen.
Leider ist für das Wochenende mit verstärkter Bautätigkeit auf unseren Autobahnen zu rechnen. Die A1 wird sogar zwischen Bremen und Osnabrück auf einem Teilstück komplett gesperrt.
Wir entscheiden uns trotzdem für diie Fahrt nach Wismar, am Vorabend packe ich das Auto. Vor allem die Plane ist sperrig und schwer, fast 100kg kräftiger Stoff wollen bewältig werden. Zum Glück ist dieses riesige Teil im Verhältnis 40/60 geteilt. Das hilft mir die Massen zu bewegen. Der Weg vom Keller zum Auto wird lang.
Wir fahren um 8:30 uhr los, das Wetter iist wirklich sehr schön und die Autobahn voll, Wir fahren ab Hambur über die Dörfer in Richtung Wismar, nach 4,5 Stunden sind wir schon da.

RASMA steht schön aufgebockt an seinem Platz. Das Team vom Westhafen hat das Boot sehr gut gereinigt. Es  ist nicht eine Seepocke, Muschel oder ähnlicher Bewuchs zu sehen. Auch an Deck sieht alles sehr sauber und ordentlich aus. Ich bin zufrieden und auch erfreut. So spare ich eine Menge Zeit und kann mich den Restarbeiten widmen. Alles, was von Bord muss, lasse ich an einer Leine ab und Ingrid verstaut die Sachen im Auto.
Das ist dann auch schnell erledigt und nun geht es an die Plane.

Ein Schauspiel in 5 Akten:

Das Monstrum muss hoch an Deck gebracht werden. Mit einer kräftigen Leine ziehe ich die Stoffmassen hoch und versuche die Plane gleich in die richtige Lage zu bringen. Dazu trage ich Handschuhe, erstens ist die Plane nicht wirklich sauber und zweitens mache ich mir an dem rauhen Stoff sonst meine Hände kaputt.


Das Vorderteil, das sind die 40 %, ist recht leicht auszurichten. Damit fange ich immer an, es gibt mir auch eine Hilfe um später das größere Teil für das Heck zu justieren.


Teil 2 ist schwerer und unhandlicher. Es muss über den Mastbaum fixiert werden und es ist wichtig, dass es richtig ausgerichtet wird. Alles gehört zentimetergenau zusammen und wenn ich "schlampig" arbeite, passt eben nichts mehr.
Der Schweiß fließt, die Sonne ist wirklich noch kräftig heute.
Wenn alles oben ist und entsprechend ausgerichtet, kann ich beide Teile miteinander verbinden. Dazu werden mit Ösen und und entsprechenden "Schnüren", ich sage Bändsel dazu, die beiden Teile dicht verschlossen. Durch entsprechende Überlappungen wird später kein Regenwasser eindringen können.

Wenn oben alles fest ist, wird die Plane gespannt. Unglaublich wie viel Meter Leine wir dazu jedes Jahr brauchen. 50 Meter hatten wir dabei - es hat nicht ganz gelangt. Zu zweit legen wir möglichst gleichmäßig die Spannung auf die Plane, der Wind soll möglichst keine Angriffsfläche bekommen. Ganz wichtig ist es die Plane auch oben an Deck straff gespannt zu bekommen, damit sich kein Wasser auf der Plane sammeln kann. Das Erlebnis mit entsprechendem Schmutzergebnis hatten wir im letzten Winter auf Fehmarn. 

Nach 2 Stunden schweißtreibender Arbeit haben wir es geschafft, der Winter kann kommen.
Wir genehmigen uns noch einen Kaffee und ein Stück von Frau Deutschmann selbsthergestellter Torte im Hafencafe.
Von der Dachterrasse hat man bei schönstem Wetter einen schönen Blick über den Hafen und auf unseren neuen Liegeplatz im nächsten Jahr. Wir entschließen uns heimzufahren und nicht in Wismar zu übernachten.

Nach fast sieben Stunden mit ausgiebigen Stauerlebnissen sind wir dann Zuhause

Erste Eindrücke

Timmendorf verlassen wir schon recht früh. Es ist nicht einmal 9 Uhr, als wir den kleinen Hafen verlassen. Auf den meisten anderen Booten ist es noch sehr ruhig. Ich liebe diese Stimmung am Morgen, wenn wir alleine auf dem Wasser unterwegs sind.
im Hintergrund liegt die Steilküste und auf dem Wasser gibt es nur ein paar Ankerlieger

Die knapp 6 Seemeilen nach Wismar "bummeln" wir und betrachten die Gegend, schließlich sind wir in unserem neuen Heimatrevier.  Erst kurz vor dem Hafen von Wismar kommen uns einige Boote entgegen und etwas Bewegung aufs Wasser. Unseren neuen Hafen finden wir schnell, die Anfahrt ist problemlos und wir legen an der Kaimauer an.
Eine Box ist noch nicht frei. Kein Wunder, ist es doch gerade erst 10:30 Uhr. Der knurrige Hafenmeister empfiehlt uns RASMA gleich so anzulegen, dass sie am Freitag gekrant werden kann. Kein Problem, denn das Ablegen und Anlegen macht Ingrid ja mit großer Routine.


Unser erster Eindruck:
Nett, allerdings wirklich keine Spitzenmarina, aber ordentlich. Die Stege sind prima, jedes Boot hat einen Seitensteg, der das Ein- und Aussteigen, bzw. das Be-und Entladen sehr erleichtert. Jeder Liegeplatz hat eine eigene 16 Ampere-Steckdose mit Stromzähler. Die Sanitärräume sind ok. Es gibt Parkplätze und ein schwimmendes Cafe, das von Frau Deutschmann bewirtschaftet wird. In 3 Minuten erreiche ich zu Fuß den nächsten Supermarkt und bis in die Altstadt ist es kaum weiter. Es gibt etliche Servicebetriebe in Sichtweite.

Bei dem schönen Wetter fällt es uns leicht, das Boot für das Winterlager vorzubereiten. Die Segel zu bergen ist in diesem Jahr ein Kinderspiel und auf dem Kai ist genug Platz diese ordentlich zusammenzulegen. Die Genua muss überholt werden, einige Nähte haben in diesem Jahr gelitten und müssen ausgebessert werden. Ein Anruf beim Segelmacher Bütow genügt und das Segel wurde abgeholt. Sehr schön.
Unser Auto steht noch in Fehmarn und wir nutzen am Donnerstag die Gelegenheit mit dem "Schleswig-Holstein-Ticket" der Deutschen Bahn nach Fehmarn zu fahren. In etwas mehr als 3,5 Stunden ist das mit Umsteigen in Bad Kleinen und Lübeck gut zu schaffen.
Blick aus dem Regionalzug von der Fehmarnsundbrücke
Bevor wir mit unserem Auto zurück nach Wismar fahren, besorgen wir in Burg noch Frostschutzmittel für RASMA. Den Motor, den Wassertank und die Wasserleitungen sowie das Toilettensystem muss ich noch vor Frost schützen, bevor unser Boot gekrant wird. Eine Arbeit, die am Nachmittag schnell gemacht war.
Das Boot muss eigentlich nur noch leer geräumt werden. Dazu müssen die Fahrräder von Bord und auf die Kaimauer gebracht werden. Bei dieser Maßnahme fällt mir doch glatt eines der E-Bikes in das Hafenbecken. Ich habe es fallen sehen und konnte nichts dagegen tun. Ein "saublödes" Gefühl! 
Mein "Oh-Nein" hallte übers Wasser und Ingrid, die unten im Boot räumte, wusste gleich, dass etwas passiert war.
Der Hafen ist an dieser Stelle 9 Meter tief. Mein Bootshaken reicht da bei weitem nicht. Meine Not bzw. Hilflosigkeit war groß. Zum Glück lag in der Werkstatt des Hafenmeisters ein kleiner Anker, der mit einer sehr langen Leine versehen war. Damit gelang es mir relativ schnell das Fahrrad wieder nach oben zu ziehen. Es war schön sauber und nur der Gel-Sattel war aufgerissen, das war jedenfalls der erste Augenschein.
Rasma liegt bereit für den Kran

Wir haben danach trotzdem alles ausgeräumt und das Auto vollgepackt.
RASMA  ist bereit gekrant zu werden.
Das macht das Team vom Westhafen ohne uns, wir fahren heim. In ein, zwei Wochen werden wir nochmal nach Wismar fahren und noch einige Sachen am Boot machen. Danach kommt die Winterplane auf unser Boot und dann ist wirklich Winterpause.

Mein Fahrrad ist inzwischen in der Werkstatt, die Elektronik hat doch einen Schaden.






Tapetenwechsel

Es ist soweit: wir verlassen Fehmarn! Quasi endgültig.

Mit Herrn Deutschmann vom Westhafen in Wismar habe ich mich telefonisch abgestimmt. Am Freitag kann RASMA bereits in Wismar gekrant und ins Winterlager gebracht werden. Eigentlich ist das etwas früh für uns, aber wir werden wohl sowieso nicht mehr segeln können. Also warum nicht?
Der Wetterbericht für diese Woche ist erstaunlich gut, besser als den ganzen Sommer über und auch richtiger. Am Montag fahren wir hoch nach Burgstaaken. Es gibt wenig vorzubereiten, der Kurs nach Wismar ist leicht und der Wind kommt aus Ost. Also für unser Vorhaben ist die Windrichtung und auch die Stärke mit ca. 4 Bft. bestens.
Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Ernst Hoff, dem Hafenmeister von Burgstaaken. Der Abschied fällt sowohl mir als auch ihm leicht. Der nächste Bootsbesitzer wartet wohl auch schon auf unseren Liegeplatz.
Um halb zehn heißt es zum letzten mal für uns "Leinen los" in Burgstaaken.
ein kurzer Blick zurück - das wars dann 
Wir erwischen einen herrlichen Segeltag! Ich freue mich auf die knapp 25 Seemeilen bis zur Insel Poel. Wir möchten die Gelegenheit nutzen und auf dem Weg nach Wismar einen Stopp oder ggf. auch eine Übernachtung in Timmendorf auf der Insel Poel machen.
Es ist ziemlich diesig heute und so können wir achteraus sehr schnell den uns so vertrauten "Kleiderbügel", die Fehmarnsundbrücke, im Dunst verschwinden sehen.
Das Wetter ist herrlich und im Gegensatz zum Hafen ist es auf dem Wasser mit 23 Grad sehr angenehm.
Noch ist der Wind sehr schwach und mit vollen Segeln schafft unsere RASMA mal gerade 3 Knoten.
Aber das ist heute egal, wir haben Zeit und wollen diesen Törn genießen. Entspannt, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, überlassen wir dem Autopiloten die Arbeit.
Ab 13:00 Uhr wird der Wind etwas stärker und wir können so nach und nach die Geschwindigkeit auf bis zu 5 Knoten steigern, dabei läuft RASMA wie auf Schienen. Durch den starken Dunst können wir die Küste von Mecklenburg erst spät ausmachen. Die größte Abwechslung bietet uns heute die Bundesmarine, die ihre Herbstübung abhält. Die grauen Schiffe kurven mal nah, mal entfernt um uns herum. Wir lauschen dem Funkverkehr und können zuhören welche Boote die Sperrgebiete in der Hohwachter Bucht ignorieren. Für die Marine bedeutet das jeweils, dass sie das Schießen einstellen muss. Entsprechend aufgeregt läuft der Funkverkehr mit den Sportbootskippern auch ab.
Gegen 16:30 Uhr erreichen wir Timmendorf/Poel .
Der kleine Hafen ist schon ziemlich voll. Überwiegend sind es große Boote, und das macht es auch uns nicht leicht einen guten Platz zu finden. Letztlich riskieren wir es, in eine Box zu gehen, die mit einer Wassertiefe von nur 140 cm ausgewiesen ist. Unsere Spekulation, dass bei tagelangem Ostwind der Wasserspiegel in der Lübecker Bucht angestiegen sein muss, ging auf. RASMA rutschte noch knapp rein in die Box. Hoffentlich bleibt der Ostwind noch lange genug für uns zur Unterstützung, RASMA ist 165cm tief.
Direkt nach dem Anlegen nutze ich die Gelegenheit zum Bad in der Ostsee. Es sind im Hafen über 35 Grad und hier gibt es keinen Wind, der uns Abkühlung geben könnte.
ganz links, dort wo es eigentlich schon flach ist, liegt unser Boot
In Timmendorf gibt es nicht viel: ein Bäcker, dessen Brötchen wie Pappe schmecken, ein Fischrestaurant, eine Räucherei und einen  Strandkiosk für Sonnencreme und Kitschsouvenirs. Aber schön ist es hier schon, der Sonnenuntergang ist traumhaft hier. Den genießen wir wie auch das Abendessen an Bord.

Pünktlich zum Sonnenuntergang wurde der Leuchtturm angeschaltet, und der Mond machte auch sein Licht an.
Es war ein schöner Sommerabend, der schönste überhaupt in diesem Jahr. Die Temperatur fiel auch in der Nacht nicht unter 20 Grad. 
Unter Deck war es sehr warm.








alea iacta est

Ja, der Würfel ist gefallen. Nach einer mehrwöchigen, interessanten Suche ist es nun klar. Wir werden unsere Rasma nach Wismar verlegen. Unser Favorit war eigentlich Eckernförde, aber der Stadthafen "Im Jaich" könnte uns frühestens Ende Oktober mitteilen, ob überhaupt etwas für uns frei würde. Ein Winterlager an Land wäre dort nicht möglich gewesen, und das finde ich nicht so ganz gut. Es würde zwar eine Menge Geld für den Winterliegeplatz einsparen, aber die Folgen kann ich nicht einschätzen.
In Eckernförde gibt es auch noch den Segelclub Eckernförde. Auch dort hatten wir einen Antrag auf Vereinsmitgliedschaft gestellt. Im letzten post hatte ich ja schon geschrieben, dass es mit den Vereinen nicht ganz einfach ist. der Segelclub Eckernförde ist da keine Ausnahme. Zunächst hatte die Sekretärin unseren Antrag falsch in die Vorlagemappe für die Vorstandssitzung gelegt, (sagt sie) und dann wurde doch noch in der nächsten Vorstandssitzung Mitte August über uns beraten.
Die erste Auskunft des Sekretariats war, dass eine Aufnahme zum 1.9.16 besprochen worden sei, Minuten später erfuhr ich, dass der Vorstandsvorsitzende auf ein Vorstellungsgespräch bestehen würde. Nach diesem Vorstellungsgespräch in Eckernförde könnte über unsere Aufnahme in den Verein entschieden werden.
Nun bis zum 1.9. waren noch ein paar Tage, das wird sich wohl einrichten lassen. Alle Informationen hatte ich übrigens nur auf eigene Initiative bekommen, d.h. ich habe jeweils den Kontakt aufgenommen.
Nach 3 Tagen hatte der Herr Vorstandsvorsitzender noch nicht angerufen, also rufe ich wieder an. Eine seiner Sekretärinnen erklärt mir, dass der Herr T. sehr viel zu tun hat, sich aber bald melden würde. Man wird ihn erinnern.
Bewertungen dazu erspare ich mir.
Inzwischen lagen mir verschiedene Angebote für Liegeplätze vor, aus Travemünde, Kappeln und Wismar, Alle Angebote waren sowohl interessant, aber auch nur befristet gültig. Wir mussten zu einer Entscheidung kommen! Als am 3.September der Herr des Segelclubs noch immer keinen Anruf bei uns einrichten konnte, fiel unsere Wahl auf Wismar.
In der nächsten Saison findet ihr uns hier: http://www.westhafen.net/
Wer unseren Blog gelesen hat, weiß, dass wir Wismar mögen. Die UNESCO-Welterbe- und Hansestadt Wismar ist für Segler eine sehr gute Ausgangsbasis für Törns in Richtung Norden und Osten. Die Infrastruktur ist auf Leute wie uns zugeschnitten und ein Winterlager werden wir für RASMA auch bekommen.

Nach Möglichkeit fahren wir in der nächsten Woche schon rüber.

RASMA sucht einen neuen Liegeplatz

In diesem Sommer haben wir endlich ein Gefühl für unser neues Revier „Ostsee“ bekommen. Dazu gehört nicht nur die „seemännische“ Bewertung, sondern auch die Bewertung der vielen Sportboothäfen und Marinas.
Seit 2013 haben wir unseren Liegeplatz im Yachthafen Burgstaaken und wir waren froh, damals nach unserer Havarie dort einen akzeptablen Platz gefunden zu haben.  Allerdings konnten wir feststellen, dass der Hafen sich nicht weiterentwickelt oder sich bemüht einen gewissen Standard zu halten. Die Stege werden nur ausgebessert, ist etwas kaputt, wird geflickt. Die Anlage selbst ist garantiert in der ganzen Zeit nicht gereinigt worden, vermutlich ist sie selbstreinigend konzipiert. Die Container mit den Toiletten und Duschen gibt es immer noch. Sie werden zwar täglich einmal gereinigt, sind aber bereits um 08:30 hygienisch indiskutabel. Von den Plänen, den Hafen zu einer modernen Marina umzubauen, ist nichts mehr zu hören. Der Hafenmeister ist zwar nett und freundlich, kann die Defizite damit alleine nicht ausgleichen.
Lange Rede – kurzer Sinn: wir wollen ein neues Zuhause für RASMA.
Bereits 2013 hatte ich versucht in anderen Orten einen Dauerliegeplatz zu bekommen, alle Anfragen wurden damals abgelehnt. Die professionellen Hafenbetreiber hatten damals lange Wartelisten und die Segelvereine wimmelten jeden ab. Alles, was auch nur etwas attraktiv war, war voll. Die Vereine hatten sogar Zugangsbeschränkungen für neue Mitglieder, auch ohne Boot.
Mehrfach wurde ich damals nach „Bürgen“ bzw. „Leumundszeugen“ gefragt, es war eine offensichtliche Abwehr von meiner Anfrage.
Mit entsprechend wenig Hoffnung begann ich nach unserem Urlaub die Suche nach einer neuen Bleibe für RASMA. Bereits in Eckernförde hatten wir uns im Stadthafen „Im Jaich“ und beim Segelclub Eckernförde auf die Warteliste eintragen lassen. 
In der vorletzten Woche suchte ich aus den Hafenführern und aus dem Internet alle möglicherweise in Frage kommenden Marinas und Segelvereine heraus und machte mir eine Liste. (in Excel)
Die Unterschiede zwischen Segelverein und kommerzieller Marina sind vielfältig, das wurde mir nach und nach klar.
Nachfolgend die Liste derer, die ich zum Teil persönlich oder telefonisch angesprochen und zum Großteil zusätzlich auch angeschrieben habe:
  1. MYCR Rostock (Verein)
  2. SC Eckernförde (Verein)
  3. Ancker Kappeln
  4. Westhafen Wismar
  5. ASC Kappeln (Verein)
  6. FinMarine Kappeln
  7. Nord-OstMarina Trave
  8. Marina Wendtorf
  9. Marina Baltica Travemünde
  10. WV-Mönkeberg, Kiel (Verein)
  11. Kiel-Möltenort (Verein)
  12. Yachthafen Schwentinemündung
  13. Modersitzky, Maasholm
  14. Gemeinde Maasholm
  15. Kieler Sportboothäfen
  16. Rostok City-Hafen
  17. Yachtwerft Dick, Kiel
  18. Laboe Gemeindehafen
  19. Segler-Verein Niendorf (Verein)
  20. Niendorfer Yacht Club (Verein)
  21. Sporthafen Neustadt


Nach 7 Tagen haben alle Profis geantwortet und von den Vereinen hatten nur die Niendorfer  Clubs mir sofort eine negative Antwort gegeben. Die Hafenmeister, die ich telefonisch erreichte, waren freundlich und bestimmt:“ keine Chance, auch nicht mit Warteliste“. Sonst gab es keine Vereinsrückmeldung.

Auf der Karte habe ich alle Orte markiert, die uns interessieren, der eine Ort mehr, der andere weniger. Mein persönlicher Favorit ist Eckernförde. Die Gründe sind allerdings nicht rational mit Hilfe einer Excel-Tabelle zu dokumentieren, ich mag die Stadt und die dortigen Gegebenheiten für Segler einfach.
Nach weiteren 3 Tagen meldeten sich telefonisch weitere 2 Vereine. Von den anderen Vereinen habe ich noch nichts gehört. Offensichtlich hat sich in den Segelvereinen nicht viel verändert in den letzten 3,5 Jahren. „Man“ ist weiterhin eher abweisend gegenüber Fremden, vor allem wenn diese nicht aus einem vereinsnahen Wohnort kommen.
Auffallend ist auch, dass es ein starkes West-Ost-Gefälle gibt, zumindest bei den Preisen, so ist z.B. die Baltic Marina in Travemünde mehr als doppelt so teuer wie der Rostocker City-Hafen. Von beiden haben wir ein Liegeplatzangebot bekommen.
Eigentlich ist es wie bei Immobilien, als erstes zählt die Lage, danach die Lage, danach….
Die Häfen im Westen sind für viele Bootseigner einfacher bzw. schneller zu erreichen und haben zum Teil sehr interessante Umgebungen zu bieten.
Mittlerweile füllt sich meine Excel-Tabelle mit den mir bekannt werdenden Angaben.  Ich will schließlich nicht den Überblick verlieren.

Den Liegeplatz auf Fehmarn habe ich gekündigt. Das wiederum stieß auf Schwierigkeiten, denn ich hätte die Kündigung bis spätestens zum 15. Juli aussprechen müssen. Das steht so in unserem Vertrag, wer lesen kann ist echt im Vorteil. Jetzt bin ich von der Kulanz des Betreibers abhängig. 
Mal sehen was das noch gibt!

Hanse Sail 2016 Teil 3

Eine Woche haben wir für unseren Aufenthalt in Warnemünde vorgesehen. Davon sind 4 Tage lang die Veranstaltungen der Hanse Sail. Das Programm alleine ist so umfangreich, dass man gar nicht erst auf die Idee kommen sollte, es zu versuchen das alles zu erleben.
Täglich gibt es die Tages- und Abendfahrten der historischen Schiffe, das können wir von Hohe Düne aus gut beobachten. Viele Schiffe haben Open-Ship, d.h. den Besuchern stehen die Schiffe zur kostenlosen Besichtigung offen. Zu besichtigen sind nicht nur die großen Windjammer, sondern auch eine Fregatte der Bundesmarine sowie der Dampf-Eisbrecher STETTIN. Dazu kommen Programme auf den zahlreichen Bühnen mit Auftritten von z.B. der Rocksängerin Stefanie Heinzmann, Jazzcombos, Shantychören usw., selbst der Gottesdienst am Sonntag wird thematisch integriert. Nicht zu vergessen die fast 4 Kilometer Bummelmeile mit Fachgeschäften und Buden und Zelten mit einem umfangreichen Alkohol- und Kalorienangebot.

Am 3. Tag öffnet der Marinestützpunkt in Warnemünde für die Besucher seine Pforten. Ingrid bleibt an Bord und ruht sich aus und wir anderen nutzen den Shuttlebus bis zum Stützpunkt.
Neugierig bin ich schon, schließlich war ich, wie viele meiner Generation, nie bei der Bundeswehr.
eine japanische Marinekadettin

Mein erster Eindruck, die Jungs wollen Eindruck machen. Vor allem mit Technik, die junge Leute begeistern kann. Niedlich fand ich den Versuch, mich für den Reservistenverband gewinnen zu wollen. Meine Berufsgruppe wäre gefragt und ich würde auch körperlich fit wirken. Für Kommunalpolitiker gibt es sogar extra ein Weiterbildungsprogramm. Mein Hinweis auf mein Alter nutzte nichts, man gab mir genug Infomaterial mit, damit ich es mir vielleicht doch noch überlegen kann.

Kriegsschiffe, Patriotwaffensysteme, Kampftaucher und ihre Ausrüstung können wir uns ansehen und werden auch ausgiebig erklärt. Es gibt natürlich eine Menge Verpflegungsstationen und sogar eine Feldpost. Hier können die Enthusiasten sich exclusive Stempel für ihre Ansichtskarten abholen.
Wer gut schwimmen kann, hat die Möglichkeit den ganz speziellen Briefkasten zu nutzen.
Kein Quatsch, dieser Briefkasten schwimmt im Hafenbecken
des Marinestützpunkts und wird regelmäßig geleert.






Mitmachen können die Besucher auch, zumindest etwas. Bernd nutzt die Gelegenheit und übernimmt das Ruder eines Marinekutters. Damit werden jeweils ca. 10 Gäste über die große Wasserfläche des Stützpunkts "geschippert" und können so alles einmal von der Seeseite betrachten. Das ist sonst nie möglich, da alles Sperrgebiet ist.
Bernd übernimmt die Verantwortung als Steuermann.
Helikopterflüge werden auch angeboten, und das wollte ich ehrlich gesagt schon seit langem mal machen. Von Weitem sieht man schon die lange Schlange der Interessenten.
Auf Nachfrage erfahre ich, dass um 13:30 Uhr im Hubschrauber noch ein Platz frei ist. Spontan melde ich mich an.

Da bis zum Start noch Zeit ist, gönne ich mir als Mittagssnack ein leckeres Fischbrötchen. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte, denn schon Sekunden nach dem Start des Helis hatte das Brötchen den Drang wieder zum Vorschein zu kommen. Das ist zum Glück durch meine unglaubliche Disziplin verhindert worden, war aber ein wenig störend auf dem ansonsten grandiosen Rundflug.
unter mir das Schiffsgedränge auf der Warnow
Zum Sonnenuntergang kommen alle zu uns an Bord.

Es gibt traumhafte Bilder, da wieder viele Segler durch die untergehende Sonne unseren Liegeplatz passieren. So vergeht die Zeit bis zum Feuerwerk auch sehr schnell. An diesem Abend wird von der Ostmole und damit unweit von unserer RASMA ein grandioses Feuerwerk geboten.
alle Mann an Deck, das Feuerwerk geht gleich los.
Nach dem Feuerwerk setzt eine Völkerwanderung ein, alle müssen noch zurück zur Fähre, zum Auto und in die Ferienwohnung. Ich genieße es, bei einem Glas Wein dem Ganzen einfach nur zuschauen zu können und wir gehen nach Mitternacht schlafen.
Am Sonntag ist die Luft raus! Irgendwie sind alle müde und faul.
Den Vormittag nutzen wir, um RASMA wieder klar für die Rückreise zu machen. Für Montag ist sonniges, trockenes Wetter mit leichtem Wind aus Nordwest vorhergesagt. Das ist zwar suboptimal, da wir ja nach Fehmarn wollen. Das liegt in Nordwest!
Wie gesagt, das ist die Vorhersage.
Tatsächlich wird es, wie so häufig in diesem Sommer anders. Der Wind hat in Böen knapp unter 7Bft. und nie weniger als 5 Bft., es sind dunkle Wolken und keine Sonne. Es regnet allerdings nicht, dafür sind die Wellen so hoch, dass sie ein um das andere Mal über das Schiff klatschen und für genügend Feuchtigkeit sorgen.
Nach knapp 9 Stunden erreichen wir Burgstaaken und unser  Liegeplatz ist mal wieder besetzt. Mit sowohl freundlichen als auch energischen Worten wird das Ehepaar mit seiner Motoryacht überzeugt und nach einer Entschuldigung lässt man uns doch an unseren Platz.

Ich bin müde, das war eine tolle Woche. Ausruhen kann ich ja Zuhause.

Hanse Sail 2016 Teil 2

Von unserem Liegeplatz aus können wir das Geschehen auf der Warnow sehr gut beobachten. Wir haben hier wirklich einen perfekten Logenplatz für die komplette Zeit der Hanse Sail.

Es ist unglaublich, dass bei diesem Schiffsverkehr nichts passiert. Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Frachtschiffe, Traditionssegler, Dampfschiffe, Eisbrecher, Kriegsschiffe der Bundesmarine und aus Japan,
die Japaner werden von Schleppern zum Liegeplatz gebracht.
Schlauchboote, Segelboote und Sportboote sind alle gleichzeitig unterwegs.
Dazwischen wuselt dann auch noch die Personenfähre, die den Ortsteil "Hohe Düne" mit dem alten Teil von Warnemünde verbindet und immer mehr Besucher bringt.

Die Szene ist so beeindruckend, und ich glaube, wir alle zusammen haben mehr als 1000 Fotos davon gemacht. Es gibt alle Augenblicke wieder etwas Neues zu sehen.
Am alten Strom, am Kai und an der Promenade von Warnemünde sind viele Verkaufsstände und Imbissbuden über Nacht aufgebaut worden.  Gleich nach Eröffnung kaufen Bernd und ich uns jeder das offizielle Hanse Sail- Polohemd, das musste einfach sein.
Ein Riesenrad wird eifrig genutzt und auf den Bühnen gibt es Livemusik, und der NDR ist mit seinen Übertragungswagen vor Ort. Die Menschen strömen zu den großen Segelschiffen wie die SEDOV oder KRUSENSTERN und nutzen die Gelegenheit sie zu besichtigen.
schon früh am Morgen sichern sich die Menschen die "besten Plätze". Wir haben den besten Platz zum Glück privat an Bord.
Laut Veranstaltungsheft ist das Programm in Warnemünde sogar noch klein gegen das, was in Rostock am City-Hafen aufgeboten wird. Deshalb fahren wir dort auch hin. Mit der S-Bahn und der Straßenbahn sind wir in knapp 40 Minuten vor Ort. Erstaunlich wie günstig der Nahverkehr hier ist: eine einfache Fahrt kostet 2 Euro und ein Tagesticket für S-Bahn, Tram, Bus und alle Warnow-Fähren kostet nur 4,90 Euro.
Da wir schon kurz vor 12:00 Uhr in Rostock sind, nutzen einige von uns die Gelegenheit und schauen sich in der Marienkirche die astronomische Uhr an. Diese Uhr zeigt seit 1472 die Zeit an und ist mit seinem Glockenspiel sowie dem sogenannten "Apostelumgang" wirklich sehenswert.

Während wir die Kirche besichtigten sind Heike, Bernd und Dominic mit einem der Traditionssegelschiffe gemeinsam mit den anderen Schiffen in der Parade mitgefahren. Gegen 14:00 Uhr sind wir am Liegeplatz 89 im Stadthafen verabredet. Der Weg dorthin ist eigentlich nicht weit, aber es ist so unglaublich voll und es gibt so viel zu sehen, dass wir es quasi auf die letzte Minute schaffen, das Einlaufen der Boote zu verfolgen.
Trotz der vielen Menschen und des leicht chaotisch wirkenden Schiffsverkehrs ist die Atmosphäre sehr entspannt. Die Organisation dieser sehr großen Veranstaltung wirkt gelungen. Es werden laut NDR ca. 1,2 Millionen Menschen die Hanse Sail besuchen und die Sicherheitskräfte sind überall präsent, wirken aber zurückhaltend und freundlich. Stress kommt aber zu keinem Zeitpunkt auf und sogar das Wetter spielt mit. Kein Regen und hin und wieder schafft es die Sonne durch die Wolken. Dann wird es richtig warm.
das bekannte Expeditionsschiff DAGMAR AAEN von Arved Fuchs
Auf dem Weg zum Treffpunkt sehen wir auch einen entspannten Arved Fuchsder mit seinem Schiff natürlich zu solch einer Veranstaltung wunderbar passt

Ab 14:00 laufen die Ausflugsschiffe wieder ein und unsere Gruppe kann sich komplett der Nahrungs- und Getränkeaufnahme widmen.
Wir verbringen noch einige Stunden in Rostock und fahren nach 16.00 mit der S-Bahn wieder zurück nach Warnemünde.

Das Feuerschiff "Fehmarnbelt" ist immer noch eine offizielle Poststelle

Und wie jeden Abend gibt es einen schönen Sonnenuntergang an der Mündung der Warnow zu beobachten. Mit einem Caipirinha dazu lässt es sich gut aushalten.



Hanse Sail 2016 Teil 1

Nachdem wir ja doch noch gut in Kühlungsborn angekommen sind, beginnt der angenehme Teil des Kurzurlaubs. Am nächsten Tag kommen zwei Freunde an Bord und wir segeln zusammen von Kühlungsborn nach Warnemünde. Unser eigentliches Ziel ist ja Warnemünde bzw., die diesjährige Hanse Sail
Mit Susanne und Bernd legen wir ab und setzen nur die Genua. Wir haben raumen Wind und das nicht zu knapp:  6 Bft. in Böen 7 Bft.
Das gibt eine gute Performance, so nennt man das heute wohl. Bernd übernimmt zunächst das Ruder. Die Wellen machen ihm das Steuern aber schwer und ich übernehme.
Mit guter Laune und in relativ kurzer Zeit erreichen wir die Warnowmündung, die müssen wir queren um zur Marina "Hohe Düne " zu kommen. Zu dumm, das gerade zu diesem Zeitpunkt die Fähre nach Dänemark ausläuft. So müssen wir stoppen, das Segel bergen und die Fähre passieren lassen, dabei machen uns die vom Wind hohen Wellen eine Menge Arbeit und Rasma besorgt unseren Gästen ein besonderes "Schaukelerlebnis".
Alles geht gut und wir freuen uns auf die Marina. Dort werden wir schon vom Rest der "Mannschaft" erwartet.

In der Marina suchen wir unseren gebuchten Liegeplatz C25 und nach ein paar Minuten finden wir ihn: leider besetzt.

Nach kurzem Überlegen nehmen wir einfach den Platz C33 und bleiben dort. Eine kurze Rücksprache mit dem sehr aufmerksamen und freundlichen Hafenpersonal macht klar, dass wir für die nächsten Tage diesen Platz behalten können. Von hier können wir alle Schiffe ein- und ausfahren sehen und deswegen sind wir ja hier.
irgendwo da unten steht Ingrid an Bord und winkt dem Helikopter zu, in dem ich sitze
Für die nächsten Tage steht im Wesentlichen das Programm der Hanse Sail im Mittelpunkt.
Am "Tag der Ankunft", das heißt heute kommen die teilnehmend 183 historischen Schiffe an und wir fahren mit Rasma auch den Fluss Warnow bis in den Rostocker Stadthafen. Insgesamt sind wir mit 6 Personen an Bord.
Das Wetter spielt mit und wir können die Fahrt und die Ausblicke genießen. Ein paar "Häppchen" und etwas Gutes zum Trinken macht den Törn noch schöner. Ingrid hat für alles gesorgt.
Leider ist es uns nicht erlaubt in Rostock anzulegen. Dort herrscht geordnetes Chaos mit den vielen Schiffen, die alle einen Platz brauchen.

Morgen fahren wir mit der S-Bahn hin.




lernen oder schön blöd?

Man lernt ja nie aus. Mit dem Segelboot auf dem Meer unterwegs zu sein, bedeutet auch sich immer wieder neuen Situationen zu stellen. Nach über 30 Jahren segeln kennen wir ja schon vieles, aber dennoch...

Wir legen in Fehmarn um 09:30 ab, fahren zur Tanke und füllen den Dieseltank voll. Das Wetter ist schön. Draußen setzten wir die Segel und hören uns an wie "DP07" über Funk in bekannter Manier den Wetterbericht verliest. Ich freue mich, dass mein neues Funkgerät, dass ich am Vortag eingebaut habe, so gut funktioniert.
Es gibt eigentlich nichts besonderes, der Wind wird mit etwa 6 Bft. ganz ok sein. Vereinzelt wird es kleine  Gewitter geben.Der Himmel über uns ist blau, nur ganz im Nordwesten ist ein dunkler Wolkenstreifen zu erkennen. Für uns aber kein Problem, wir genießen das Sommersegeln im T-Shirt.

Ich konzentriere mich darauf, die Geschwindigkeit von Rasma durch optimalen Segeltrimm und einem guten Kurs möglichst hoch zu halten. Laut GPS werden wir Kühlungsborn wohl etwa 17:45 erreichen. Rasma bummelt mit 4,5 Konten über die Ostsee.
danach kam ich nicht mehr zum Fotografieren.
Ingrid schaut ab und zu achteraus und stellt fest: "Da wirds dunkel!". Die dunklen Wolken kamen näher, wir beobachten interessiert die Wolkenveränderungen.
"Wenn wir das abbekommen, wird es wohl ungemütlich, was denkst Du? Segeljacken anziehen?"
 "Ach, nee, So wild wird das nicht".
Trotzdem rappel ich mich auf und reffe die Genua etwa zu 50 %. Man weiß es ja, solche Wolken bringen auch immer mehr Wind.
Über uns wird es dunkel, es wird Nacht.
Ingrid gibt mir doch meine Segeljacke, diese hatte ich noch nicht an, da ging das Unwetter los! Innerhalb von Sekunden frischte der Wind auf, Wir hatten plötzlich sehr viel Arbeit. Vorher fuhren wir einen angenehmen Halbwindkurs mit vollem Großsegel und 50 % Vorsegel, den konnte ich schlagartig nicht mehr halten. Rasma lag auf "der Backe" und ich ging auf einen raumeren Kurs. Im Augenwinkel konnte ich 24 Meter/Sek. auf der Windanzeige erkennen, das war für mich schwierig zu erkennen, da es unglaublich stark regnete. Die Wellen werden vom Regen niedergedrückt und wir surfen mit Rasma vor dem Wind. Für kurze Zeit glaubte ich alles im Griff zu haben.
 Ein plötzlicher kurzer Winddreher besorgte uns eine Patenthalse und das Großsegel schlug von Backbord nach Steuerbord, gleichzeitig verlor ich den Ruderdruck. Steuern war in dem Moment nicht mehr möglich und unser Boot legte sich auf die Seite, der Mast berührte fast das Wasser und ich flog über das Schiff, ohne Halt. Ingrid stand quasi auf dem Steuerbordsüll und konnte zusehen, wie ich ohne Halt fast von Bord geflogen wäre. Irgendwie fand ich doch Halt und ich stellte mich wieder hinter das Steuerrad  und konnte Rasma langsam wieder stabil auf Kurs bringen.Der Wind stabilisierte sich bei 8-9 Bft. und mit vollem Groß und der teilweise gerefften Genua konnte ich tatsächlich wieder auf einen Kurs in Richtung Mecklenburg-Vorpommern kommen. Wir fuhren eindeutig über Rumpfgeschwindigkeit mit bis zu 9 Knoten. Unter anderen Umständen hätte es Spaß gemacht. Nach und nach fiel die Windstärke auf 11-13 Meter/Sekunde und die Lage beruhigte sich. Kühlungsborn kam auf diese Weise schnell in Sicht und um 14:00 Uhr lagen wir sicher in der Box - eigentlich erwarteten wir unsere Ankunft ja erst gegen Abend.

Wie sagte ich anfangs: "Man lernt nie aus". Eigentlich hatten wir einen Routinetörn vor uns, locker und entspannt. Wir hatten beide keine Rettungswesten an, beide waren wir nicht mit Lifebelt gesichert und wir haben die Segel nicht gerefft, obwohl eigentlich klar war: da kommt was ! Zum Glück ist uns nichts passiert, am Schiff gab es keine Defekte und das Chaos unten im Boot blieb überschaubar.
Routine ist der Killer für die Sicherheit.





Wann aufhören oder ist es zum Anfangen nie zu spät?

Das Thema Alter holt ja jeden von uns ein, zur Zeit ist es auch Thema in den Segler-Foren. Diesen Post habe ich aus einem Forum für Segler:
Wann soll man aufhören?
Nun, der Juli ist zugegeben dieses Jahr nicht gerade sommerlich.
Jedenfalls nicht an der Ostsee.
Wir sind seit Samstag von Tour zurück. In unserem Hafen liegen viele, viele Gäste. Meistenteils liegen diese Boote schon tagelang hier, sagt der Hafenmeister. Es sind ältere Segelkameraden, zumeist mit Frau. Sie trauen sich nicht raus. Schon das Verlegen des Bootes, weil ein Festlieger wiederkommt, gerät zum kleinen Staatsakt.
Ich bitte Euch jetzt, das nicht wertend zu verstehen. Gar abwertend. Sondern als Gedanke, der mir im Kopf rumgeht. Warum hören die nicht auf? Will die Frau das auch, die ist oft sogar deutlich beweglicher als der Mann? Oder ist sie nur so erzogen, dass man dem Herrn zu folgen hat? Haben die sonst nix? Keine Familie, keine Freunde, keine anderen Hobbies? Was will ich, wenn ich 70 bin? Auch tagelang am Hafen rumtigern und auf den Wetterbericht starren? Oder ist mit 70 Schluss? ---
Hab ich auch andere Interessen oder bricht die Welt zusammen, wenn das Boot nicht mehr geht...Rumtigern, Wetterbericht belauern....meine Frau wird das nicht mitmachen, be sure, sie nicht. ... Nickname

Die Diskussionen dazu sind sehr umfangreich und jeder hat wohl was dazu zu sagen.
Ich auch.
Vorweg, bevor ich meine Gedanken dazu versuche aufzuschreiben:
es gibt auch Menschen, die näher an der siebzig als an der sechzig sind und neu anfangen. 
Ein Freund von uns ist im besagten Alter und hat vor 3 Wochen sein erstes Segelboot gekauft.

Er war auch die Überraschung, die uns nach dem Anlegen erwartet hat.
Hat er sich doch tatsächlich endlich ein eigenes Segelboot gekauft. Das Boot vom Typ "Rethana" liegt nun auch in unserem Hafen in Burgstaaken. Das war natürlich eine große Freude, so konnten wir gleich zusammen in den Anker gehen und über sein neues Boot sprechen. Es gibt ja soviel zu erzählen. Es wird noch mehr werden, denn die Geschichte fängt ja eigentlich erst an.

Für den nächsten Tag verabreden wir uns ggf. zusammen zu segeln. Auf jeden Fall möchte ich morgen seine Kletterkünste wieder nutzen und bitte ihn, oben im Mast nach dem Rechten zu sehen. Die Beleuchtung muss gecheckt werden und es ist nicht schlecht, wenn im Masttop mal wieder die Installationen geprüft werden.
Die Gelegenheit war gut und es gibt schöne Bilder von oben.
Blick zum Kai der Getreidefrachter, aus den Silos fließt der Weizen direkt in die Schffsrümpfe

hier kann man die "kleinen" Boote sehen, viele Angler haben ihre Boote hier liegen


Tatsächlich war die Birne des Dampferlichts bzw. Topplichts
wieder ok
defekt und konnte ausgetauscht werden.
Blöd, dass ich so unter der Höhenangst leide und immer auf die Hilfe angewiesen bin. Ingrid will auch nicht mehr hoch in den Mast, hat sie früher aber gemacht. Ich verstehe sie nicht!

Zurück zum Thema "wann aufhören?"
Spontan hätte ich gesagt, dass  mir das Steuerrad  nur meinen "kalten, toten Händen" entrissen werden kann (von Charlton Heston, allerdings meinte er seine Winchester). Ist natürlich Blödsinn, aber ich/wir werden unser Boot wohl solange wie möglich nutzen, auch wenn das "nutzen" nicht mehr segeln bedeutet. Häfen bieten mir etwas, was ich mir sonst wohl nicht leisten könnte, nämlich einen Platz zum zeitweisen wohnen mit Blick auf das Meer. Darauf verzichte ich nicht freiwillig. Wir haben in Eckernförde ein altes Ehepaar am Steg gesehen. Ein großes, sehr gepflegtes Segelboot, die Eignerin war noch recht flott, wenn auch betagt und er konnte sich nur noch mühsam bewegen. Seine Frau machte eigentlich fast alles. Aber auch er wollte noch nicht aufhören, schließlich haben die beiden ja auch Eckernförde mit ihrem Boot unter Segeln erreicht. Es geht noch.
Beiden war wohl durchaus bewusst, dass es ein Ende geben wird, aber aktuell eben noch nicht.
So wird es voraussichtlich dann bei uns auch sein.

von oben sieht Rasma irgendwie klein aus

PS.
und zu guter Letzt geht es auch dann noch weiter: