entschleunigt segeln

zuhause ist das Wetter einfach nur grausam:
ich mag ja Wasser, aber so?
Nach einigem Zaudern schicke ich Jochen ein Email mit der Frage, ob er Lust und Zeit für ein paar Tage Segeln hat. Nach wenigen Stunden ist klar, wir fahren zusammen los.

Meine Fahrt nach Fehmarn an einem Freitag! war wieder einmal fürchterlich. 6 Stunden - so etwas brauche ich nicht, aber immerhin konnte ich die ganze Strecke mit geöffnetem Dach fahren. Die Sonne schien angenehm, die Temperatur war ok. Cabrio fahre ich gerne.
super Wetter hier
Ich komme knapp 15 Minuten später als verabredet, das geht m. E. noch, oder? Jochen ist schon vor Ort und sichtet den Hafen in Burgstaaken.

raumschots
Rasma liegt in der Abendsonne und wir richten uns ein. Pläne machen wir nicht, wir werden am nächsten Morgen einfach losfahren. Mal sehen wie der Wind weht.
Nächster Tag: der Himmel hängt voller Wolken, es ist frisch und der Wind liegt noch etwa bei 4-5 Bft aus WSW.
Nachdem wir den Hafen verlassen haben, setzen wir die Segel und richten den Bug in Richtung Fehmarnsundbrücke. Sehr hoch am Wind fahren wir Kurs Nord-West. Wenn das so weiter geht, könnten wir vielleicht sogar Bagenkop in Dänemark erreichen.
Nach 2 Stunden wird klar, das wird nicht ohne etliche Kreuzschläge gehen. Der Wind dreht immer weiter nördlich und kurzerhand drehen wir deshalb um und segeln zurück.
Schlagartig wird es ruhig an Bord. Ich fahre die Genua aus der Hand und kann mit Schmetterlingsstellung der Segel unter der Fehmarnsundbrücke durch fahren. Macht Spass.
Wir segeln quasi einfach so rum. Zwischendurch setzte ich sogar mal den Kurs in Richtung Grömitz ab und programmiere den Kartenplotter einschließlich Autopilot.
alles läuft gut
Aber der Wind macht uns wieder einen Strich durch die Rechnung.
Der Wind wird immer weniger.
Zum Glück ist es Jochen egal wohin es geht.

An Großenbrode waren wir zwar schon ein ganzes Stück vorbei, aber es ist für uns doch der nächste Hafen und wir ändern den Kurs entsprechend. Letztlich erreichen wir den kleinen Hafen der Klemens-Werft unter Motor am Spätnachmittag.
"Männerchaos", unsere Rettungswesten
Eine Box unweit des Liegeplatz vom DGzRS-Kreuzer "Bremen" ist noch frei, etwas eng, aber ok.



Um 18:00 heißt es; "alle Spiele - alle Tore", die Sportschau an Bord!
Schnell aufgeräumt, die Heizung an, genug zu Essen und zu trinken und der Abend kann ausklingen.
es "kachelt"


Am nächsten Morgen wird es unangenehm. Das Wetter ist sehr herbstlich geworden.
Der Wind kommt heftig aus NW mit Böen bis zu 9 Windstärken und drückt uns in unsere Box. An Ablegen ist mit Vernunft nicht zu denken.
Also: Hafentag!
die Kiter freuen sich über den Wind ohne Wellen
Es ist Sonntag und die Sonntagszeitungen sind schön dick. Wir lesen, gehen über die Promenade, tun nix, schauen den Kitern und Surfern zu und lassen es uns gut gehen.
Am Strand und auf der Seebrücke sind nur wenige Menschen. Nachsaison halt.

Mittagessen bekommen wir in einem griechischen Restaurant unweit vom Kurhaus mit Blick über die Ostsee. Jochen kann sehr gut ein Landungsboot der Bundesmarine beobachten. Kennt er von damals.
So einen Tag kriegt man gut rum.

Der Wetterbericht für den Folgetag sagt uns ein gutes Windfenster in den Morgenstunden voraus. das werden wir nutzen. Mit Sonnenaufgang legen wir von unserem engen Liegeplatz ab und verlassen den See von Großenbrode.
Draußen
perfekt!
empfängt uns der perfekte Segelmorgen.
Die Bundesmarine hat sich wohl das gleiche gedacht und übt mit mehreren Schiffen in Sichtweite von uns. "Jochens Landungsboot" ist wieder dabei.
So früh ist sonst fast nicht los. Die Fischer leeren ihre Netze und haben auch gut Kabeljau (Dorsch), Plattfisch und Makrelen gefangen.


Einige Angelkutter kreuzen unseren Kurs, an Bord hoffnungsfrohe Angler, die für ca. €30 ihr Glück auf Dorsch versuchen dürfen.

Aber wir treffen nur wenige andere Segelboote. Unter Segeln sind wir tatsächlich das einzige Boot zu dieser Zeit im Sund.

Mit der Genua fahren wir fast bis in den Hafen von Burgstaaken, das gefällt. (zumindest mir)
Bei unserer Ankunft in Burgstaaken um ca. 11:00 Uhr ist mein Liegeplatz noch besetzt und wir machen temporär am Kai der Fischereigenossenschaft fest. Hier landet auch einer der Fischer gerade seinen Fang an. Tatsächlich: Makrelen und Dorsch.
der Fischer kann liefern

Eine knappe Stunde später können wir an Rasmas Liegeplatz entspannt fest machen.
Das war eine nette, kleine Tour.
mein Mitsegler versteht es den Moment zu genießen!
Das werden wir mal wieder machen.

stille Tage an Bord

ein paar Tage habe ich Zeit.
Rasma braucht auch mal ein wenig Pflege und Zuwendung.
Im Herbst ist es ruhig hier im Hafen. Ich bin nahezu alleine hier. Im 3 Stunden-Rhythmus werden zwar die Boote fürs Winterlager gekrant und aber alle beeilen sich schnell weg zu kommen. Ich genieße diese Zeit der Ruhe hier.
Mein Cockpittisch ist fertig lackiert und glänzt in der Sonne. Hoffentlich bleibt der lange so schön.













Mit dem Fahrrad erkunde ich die Insel.
Es ist sehr ruhig. Nur wenige Touristen sind noch hier und noch weniger Boote sind zu sehen.



Ich fahre rüber nach Burgtiefe zum Cafe Sorgenfrei.
Von hier kann man eigentlich gut Boote beobachten, wenn denn welche da sind.
Nix los.

Segeln wäre schön, aber es ist kein Wind. Zu einer reinen Motorfahrt habe ich keine Lust. Zunächst geht es weiter mit dem Fahrrad. Über den Damm fahre ich rüber nach Wulfen. Im entlang am Binnensee.
Auch hier stehen die Zeichen auf Saisonende, denn im Burger Binnensee liegen die Tretboote aufgereiht wie eine Entenfamilie, bereit um dort den Winter zu verbringen.
Ich fahre erstmal heim.
Wenn das Wetter mitspielt komme ich in ein paar Tagen wieder.

na, bitte geht doch

ich bin wieder an Bord.
Alleine und diesmal will ich auch alleine mit RASMA raus.

Vorher muss ich allerdings noch einiges an Bord machen. Das wichtigste ist die Motorwinsch.
Die Winsch für die Bedienung der Reffleinen für das Grosssegel hatte ich ja ausgebaut, weil der Motor nicht mehr so wollte. Herr Meyerdierks von Powerwinsch.de hat mir trotz Werksferien geholfen und den Motor erneuert. Innerhalb von 4 Tagen war die Sache geregelt. Zumindest technisch.
Ein wenig (viel) Sorge hatte ich allerdings schon, ob ich das Teil wieder korrekt einbauen kann.
da soll alles reinpassen...
Ich habe mir für die Neumontage einen Plan, naja eine Checkliste gemacht und diese(n) ganz sorgfältig abgearbeitet. Ich bemerke langsam, dass ich mir immer irgendwelche Checklisten mache. Zum Einkleben habe ich diesmal Pantera und nicht Sika benutzt. Die Arbeit damit ging echt gut.
Motor und Schaltung ist schon mal drin
Das wesentliche für mich war: nicht die Geduld verlieren und lieber langsam statt fehlerhaft zu arbeiten. Ich bin ehrlich, das fällt mir schwer, ich hab es immer eilig. Ein Verhaltensrelikt von früher.
jetzt noch die Winsch mit ihrem Getriebe wieder richtig einsetzen

Nach etwas über 2 Stunden war der Ursprungs- bzw. Sollzustand wieder erreicht. Der Test wird noch folgen.

sieht doch wieder gut aus, oder?
Bevor ich alleine segeln gehe, mache ich etwas, was ich bisher irgendwie "verschlampt" habe. Auf unsere alten RASMA hatten wir immer Sicherungsleinen zum einpiecken (heißt das so?), wenn wir größere Törns z.B. über die Nordsee gemacht haben. Wenn ich alleine bin, werde ich diese Leinen - eigentlich sind das Gurte-  brauchen, um sicher zum Vorschiff gehen zu können. Ich nehme Gurte, weil ich auf denen nicht ausrutschen bzw. wegrollen kann wie auf eine runden Leine. Gurte liegen immer flach an Deck und ich sollte mich mit dem Lifebelt der Rettungsweste gut einhaken können.
die Länge läßt sich gut einstellen, paßt!
Sofort habe ich meine Rettungsweste mit Lifebelt angelegt und habe versucht wie bzw. ob ich genug Bewegungsfreiheit habe und trotzdem nicht von Bord falle. Sollte gehen, der Test erschien mir erfolgreich. Meine Versuche, das Ganze per Selbstauslöser zu dokumentieren sind grandios gescheitert. Das muss ich noch üben.

Morgen ist auch noch ein Tag, ich höre auf und mit einem Glas Wein lasse ich den Abend an Deck ausklingen.
ist das der letzte Sommerabend hier auf Fehmarn?


Segeln und knipsen gleichzeitig ist noch nicht so meine Domäne. Deshalb gibt es vom Einhandtörn keine Bilder. Der Wind kommt aus ordentlich aus Ost und macht das Ablegen schwierig, aber mit dem Bugstrahlruder geht es gut. Der Autopilot wird mein bester Freund.
Mein Test mit der Winsch, dem Grosssegel, der neuen Reffleine verläuft sehr gut. Im Fehmarnsund sind die Wellen schon ganz ordentlich. Ein Bekannter schrieb in Facebook von gefühlten 2 Meter Wellen, ich kann das nicht so genau sagen, denn ich hatte zuviel mit allem zu tun.
Allein segeln mit diesem Boot ist mir noch fremd, da muss ich noch viel üben.

dahinten ist mein Liegeplatz
Das bevorstehende Anlegemanöver am heimatlichen Liegeplatz hat mir schon beim Ablegen Bauchschmerzen bereitet. Mit Recht, es war diesmal niemand am Steg um mir zu helfen.
Ok, das Boot liegt wieder am Platz, gesehen hat meine Versuche auch niemand, nix ist beschädigt und beim nächsten Mal mache ich es besser. Das verbrauchte Adrenalin kann ich ersetzten.
abends wieder am Liegeplatz.
Ich finde die neuen Straßenlaternen im Hafen sehr schön.