ich muss arbeiten

die Liste wird immer länger:
ich mach das ja gerne.









Aber jetzt bin ich müde,
morgen mache ich weiter.

So toll war die Nacht nicht.
Es ist Erntezeit und rund um die Uhr kommen die Bauern mit ihren Traktoren und liefern Getreide zum Hafen. Die Förderanlagen der Silos kommen mit ihrem permanenten Brummen noch dazu. Der Lärmpegel ist schon ziemlich hoch. Als dann noch am späten Abend einer der großen Getreidefrachter auslief, wurde es sogar noch etwas aufregend. Das norwegische Schiff ist vorgestern vorwärts in den schmalen Hafen von Burgstaaken eingefahren und mußte nun gaaaanz vorsichtig rückwärts wieder raus.
Zunächst versuchte der Kapitän sogar sein Schiff im Hafenbecken zu wenden und nutzte dazu auch den Eingang des Jachthafens. Er kam meiner Rasma ziemlich nahe, da hätten wohl auch meine Fender nichts genutzt, wenn das schief gegangen wäre.
Dieser Versuch wurde aber aufgegeben und der Norweger fuhr tatsächlich komplett das Fahrwasser rückwärts aus dem Hafen.










Ich muss was tun.
Die für mich schwierigste Arbeit von meiner Liste ist "Winsch abbauen".
Die elektrische Winsch
mit 7 langen Schrauben und viel SIKAflex ist die Winsch fest eingebaut
(Werksfoto v. Powerwinch)
zum Reffen des Großsegels macht mir etwas Sorgen und ich möchte sie im Werk überholen lassen. Nach telefonischer Rücksprache mit der Firma weiß ich nun, wie der Ausbau gehen müsste.
Ich brauche länger als eine Stunde um das gute Stück auszubauen. Es soll ja auch nichts dabei kaputt gemacht werden. Der Sockel war mit SIKA verklebt, das Zeug kriegt man kaum wieder gelöst.
Wenn ich dieses Gerät wieder einbaue, nehme ich auf keinen Fall wieder SIKA zum kleben. Pantera soll ganz gut sein, das bekommt man leichter wieder ab.




Mit dem "Rigger" Christian Thiele habe ich schon gesprochen, er wird den Mast und die Wanten prüfen. Da wir im Winterlager den Mast immer stehen lassen, kann ich das Rigg nur in geringem Maße auf Beschädigungen prüfen. Das kann zum Risiko werden. Einem Bekannten von uns ist in der letzten Woche vor Göteborg der Mast runter gekommen. Bei wenig Wind krachte es plötzlich und der Mast lag gebrochen an Deck. Darauf kann ich gut verzichten.
Wer möchte, kann sich das Video zum Desaster hier anschauen:
 https://www.youtube.com/watch?v=sdtdgwSHsts

Jetzt kommen noch die Kleinigkeiten von meiner Liste dran und sauber machen will ich auch noch.
Auf dem Steg wird weiter am W-Lan gearbeitet,
d.h. die Methode ist bekannt: einer arbeitet und zwei schauen zu.

Immerhin, ich habe hier an Bord sehr guten Empfang - kostenlos!

Eigentlich schade, oder?

Unser Segelsommer endete doch etwas ungeplant und überraschend.
Wir sind schneller daheim als gedacht.
Der Alltag holt uns zuhause auch sehr schnell wieder ein.

Es war so ein schönes Gefühl zwanglos und auch etwas ziellos mit dem Segelboot über die Ostsee zu bummeln. Aber so ganz frei waren wir ja leider noch nicht, denn wir haben die Ziele immer versucht so anzusteuern, dass wir im Fall des Falles schnell heim können. Das hat ja auch funktioniert.

Was bleibt? Zum einen die Erkenntnis, dass wir es an Bord gut wochenlang aushalten können, zumal wenn das Wetter es auch gut mit uns meint. Zum anderen aber auch die Bestätigung dafür, dass wir dem Alltag nur bedingt entfliehen können.
Ingrid sorgt innen für Ordnung, Mein Job ist es, an Deck alles in Schuss zu halten
Tatsächlich fallen auch an Bord die alltäglichen Aufgaben an. Essen und Trinken an Bord macht genau so viel Abwasch wie daheim, Staub gibt es auch und die Wäsche wird auch täglich mehr. Rechnungen verfolgen uns auch.

Das Boot hat sich wacker geschlagen. Es gab grandiose Segeltage und bis auf die Geschichte mit der Reffleine gab es keine einschränkenden Vorkommnisse. Die Druckwasserpumpe habe ich ersetzt, aber das war kein Problem. Defekte gab es sonst nicht. Gelernt habe ich auch, dass das Motto der Ostseesegler lautet: " Ein guter Motor zur rechten Zeit bringt Höhe und Geschwindigkeit.".
Soviele Segelboote laufen unter Motor und Segeln. Ich habe im Segelforum schon nachgefragt, welchen Vorteil das haben könnte.
Die neuen Flyer E-Bordfahrräder haben sich sehr bewährt,
Was die Ausrüstung insgesamt betrifft, haben wir nichts vermisst. Der Kühlschrank war bei den hohen Temperaturen etwas klein, wir konnten nicht genug Wasserflaschen unterbringen. Manchmal war es schwierig eine Tageszeitung zu bekommen!
Luxusprobleme.

Wir haben in den Häfen auch immer danach geschaut, ob sie eine Liegeplatzalternative für uns bieten können. Allerdings gab es an allen Häfen etwas auszusetzen. Unser Jachthafen in Burgstaaken ist aus meiner Sicht auch keine wirkliche Empfehlung, es gibt keine richtigen Sanitäreinrichtungen, die Stege sind in einem fragwürdigen Zustand usw. Aber, der Liegeplatz, den wir haben, bietet uns vieles von dem, was wir suchen: Ruhe, leichtes An-und Ablegen, Einstieg von der Seite, tolles Hafenkino, akzeptable Anfahrt von Osnabrück aus. Wir werden also weiterhin in Fehmarn bleiben.

Was war für mich am schönsten:
klar, die Begegnungen mit den kleinen Schweinswalen steht ganz vorne! Ich habe die Sichtungen natürlich alle gemeldet. Wen es interessiert kann hier mal nachsehen :  http://www.schweinswalsichtung.de/map/ , hier sieht man auch, wo welche Walart oder Robbenart gesichtet wurde.

Klintholm war sehr schön, allerdings ist es überraschend, wie wenig Menschen auf der Insel Mön leben. Die Versorgungslage auf den Inseln ist schon sehr eingeschränkt. Ich glaube, dass die Menschen entweder bis Kopenhagen fahren oder eifrig im Internet shoppen.
Stege auf Mön zur Hauptgeschäftszeit
Selbst in Stege, dem Hauptort der Insel, ist sprichwörtlich nichts los. Wie die Menschen das in Hesnaes machen, kann ich mir erst gar nicht vorstellen.









Die Überraschung im Positiven war sicherlich Rerik. Die Lage im Salzhaff mit weniger als 100 Meter Distanz zum Ostseestrand ist einfach klasse. Der kleine Hafen des Alt Gaarzer Segelvereins wird im ADAC-Marinaführer nur mit 2 Sternen bedacht, das halte ich für falsch:

ADAC-Marina Klassifikation

Technik und ServiceStandard-Angebot

Verpflegung und Freizeitgehobenes Angebot
Die sanitären Einrichtungen sind dort um Klassen besser als bei uns in Burgstaaken. Wir haben mit RASMA sehr ruhig dort gelegen, Strom und Wasser gibt es direkt vor dem Boot am Steg. Versorgungsmöglichkeiten wie Supermarkt, Bäcker usw. sind zu Fuß gut erreichbar. Es gibt dort ein Galleriecafe, das "Cafe Art Mare", mit geschätzten 30 Varianten vom Käsekuchen und Plinsen (wer kennt das?).
Eine Tankstelle fehlt allerdings, dafür gibt es einen Segelmacher und eine Servicewerkstatt für Bootsmotoren. Die Vereinsmitglieder waren zu uns alle sehr nett und hilfsbereit.

Was kommt nun?
Mal sehen, vielleicht ist schon Schluss mit der Saison, vielleicht gibt es noch ein paar Tage für uns.

Wie auch immer, es wird hier im Blog zu lesen sein.

Rerik und Break

Beschreibung aus dem Hafenhandbuch:
"Am nördlichen Ende des Salzhaffs, auf der Nordostseite der Halbinsel Wustrow im nordöstlichsten Teil der Lübecker Bucht liegt der gemütliche Hafen von Rerik.
Ein feiner Sandstrand, ein Spiel- und ein Grillplatz befinden sich in unmittelbarer Nähe. Restaurants, Supermarkt, Sehenswürdigkeiten sowie Busverbindungen gibt es im Ort einige hundert Meter nordöstlich.

....die Einfahrt nach Rerik ist anspruchsvoll: Sie geht durch flaches, trübes Wasser und ist nicht sonderlich gut gekennzeichnet. ..."


Stimmt,

 Rerik liegt am Ende der bekannten bzw. von menschlicher Besiedlung erreichten Welt.
Allerdings tut es das schon lange. Die Chronik beginnt ca. im Jahr 1230. Um diese Zeit wurde die frühgotische Backsteinkirche gebaut. Also waren schon Menschen dort.
Es gab in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Sturmfluten, die der Halbinsel und den Menschen sehr zusetzten. Die Halbinsel Wustrow wurde dadurch im Jahr 1872 durchbrochen und es entstand die Insel Wustrower Hals. 1949 wurde Wustrow sowjetische Garnison und damit Sperrgebiet. Heute ein Glücksfall, nachdem 1993 die militärische Nutzung endete, entstand eine traumhafte Naturlandschaft
und man kann hier prima Urlaub machen.

Break


Während ich hier schreibe (es ist 21:45 Uhr), gibt es neue Infos von daheim. Ingrids Mutter ist mit dem Notarzt in Krankenhaus gebracht worden.
Ich besorge ein Auto, wir fahren heim. Das Boot kann ich, vielleicht auch wir, übermorgen nach Fehmarn bringen.
BWM 320i, E36 Bj. 1998 - hat uns brav hin und her gebracht

fast alles gut!

Bisher hatten wir überwiegend gute Wetterbedingungen, wenn wir unterwegs waren.
Die kurzen Schlechtwetterpausen blende ich einfach aus.
Unsere kleine Tour durch die Lübecker Bucht führte uns zunächst nach Neustadt. Mit dem Boot waren wir noch nie in diesem Hafen.
Die Fahrt dorthin mit leichten Winden hat überwiegend der Autopilot gemacht.
Ich konnte dabei die Füße



hochlegen und die verschiedenen Strände der einzelnen Seebäder mit dem Fernglas beobachten. Ab und zu trafen wir Angler, die mit ihren kleinen Booten ziemlich weit rausfuhren auf der Jagd nach dem Dorsch. Alles war schön. Zum einzigen Wermutstropfen wurde die neue Reffleine des Grosssegels!
so geht es nicht, der Spleiss löst sich auf
Die vom Profi teuer gespleißte Leine löst sich an der Verbindungsstelle auf und lässt sich nur schwer nutzen.
Einen Liegeplatz finden wir im Stadthafen von Neustadt direkt an der Promenade.
Neustadt hat ein kleines Hafenfest
Der Hafenmeister begrüßt uns sehr freundlich. Wenn ich das z.B. mit dem Hafenmeister auf Hiddensee vergleiche... !
Gegenüber von unserem Platz sind die Studios für die ZDF-Sendung "Küstenwache". Das Schiff aus der Sendung wird von vielen Touristen besichtigt, eine Kapelle spielt dazu Reggaemusik und auf der Hafenmole gibt es ein Festzelt mit Musik und Tanz. Wir gehen rüber zum Pagodenhaus und essen dort, mit Blick über das Treiben.
Am nächsten Morgen verlassen wir den Hafen und segeln zunächst einfach ziellos, so wie der Wind weht und es am meisten Spaß macht. Nach 3 Stunden schläft der Wind ein und da wir zu dem Zeitpunkt in der Nähe von Timmendorf sind, versuchen wir einen Platz im Hafen von Niendorf zu bekommen. Der Gemeindehafen ist voll und im Vereinshafen vom Segler-Verein finden wir noch einen Platz. Der kleine Hafen ist unglaublich eng
Ingrid überlegt noch , wie sie hier wieder rauskommt

Strand direkt nebenan
und beim ersten Versuch in eine Box zu fahren, bleiben wir auch prompt zwischen den Dalben stecken. Ingrid hatte schwer zu tun um das Boot wieder aus dieser "Falle" zu bekommen. Mit Hilfe von Vereinsmitgliedern findet sich dann doch noch ein guter Platz für RASMA. Hier läßt es sich aushalten. Ach, mir fällt noch ein, die Reffleine macht weiter Schwierigkeiten und löst sich weiter auf! Es ist sehr schwer das Großsegel zu bergen. Da brauchen wir eine Lösung. In Timmendorf gibt es aber niemanden, der uns helfen kann. Urlaubszeit, auch für Segelmacher.
Wir genießen den Ort zwei Tage und machen kleine Radtouren. Am zweiten Abend gibt es noch Aufregung. Im Fischereihafen hat sich ein Unfall ereignet und der Rettungshubschrauber musste auf engstem Raum landen.


Weiter gehts , wir laufen schon um 8 Uhr aus. Unser Ziel ist Travemünde.
Ein Katzensprung von 7 Seemeilen. Der Wind ist prima und wir setzen alle Segel. Nach einer Stunde nähern wir uns schon Travemünde und schauen uns an. Das Boot läuft gerade so gut, der Wind ist einfach klasse und dreht etwas südlicher. Die Entscheidung fiel schnell, Wir segeln einfach weiter. Neue Richtung: Wismarer Bucht. Mit bis zu 7 Knoten rauschen wir hoch am Wind die Küste entlang. Kurz bevor wir das Fahrwasser nach Wismar erreichen, wird der Wind etwas stärker und ich reffe zunächst das Vorsegel. Der Versuch das Grosssegel zu reffen, artet in Arbeit aus. Die Reffleine ist hin und wir schaffen es nur "so irgendwie" das Segel einzurollen. So geht das nicht weiter, vielleicht kann uns jemand in der Marina Boltenhagen helfen. Die Marina kennen wir und Ingrid sucht zielstrebig einen Platz zum Anlegen. Der Wind wird noch stärker. Wir finden einen geschützten Platz bevor die angesagte Kaltfront mit Sturmböen und starkem Regen uns erreicht.
Meine Nachfrage beim dortigen Marineservice endete ohne Erfolg. Es gab keinen, der sich an die Reparatur der Reffleine traut und die, die es vielleicht könnten, haben Urlaub.
Per Internet finde ich einen Segelmacher in Wismar. Am Telefon verabreden wir uns für den nächsten Tag im Stadthafen von Wismar, er wird uns helfen. Bis dahin genießen wir erst einmal die Vorteile der großzügigen Marina und besuchen das Fischrestaurant "Kamerun". Ich esse eindeutig zu viel, die Räucherfischplatte ist einfach zu groß und meine Augen größer als der Magen. Mir wird übel und die Nacht war nicht so angenehm.
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schön. Mit leichtem achterlichen Wind
ohne Grossegel machts keinen Spaß
segeln wir nur mit dem Vorsegel nach Wismar. Mit dem dortigen Segelmacher sind wir um 15 Uhr im alten Hafen verabredet, wir bummeln mit 2-3 Knoten das Fahrwasser in Richtung der weithin sichtbaren Kirche von Wismar. Das ist eine prima Ansteuerungshilfe und nur aus diesem Grund hat die damalige DDR-Regierung den Kirchturm auch stehen lassen, das Kirchenschiff wurde abgerissen.



Der Liegeplatz an der Kaimauer im alten Hafen war gar nicht schlecht.
Man liegt mittendrin und trotzdem relativ ruhig, geschützt sowieso.
Der Segelmacher kam, sah sich die Leine an , schüttelt den Kopf und ging wieder. "Ich melde mich". Das tat er auch und teilte mir mit, dass er nicht das passende Werkzeug hat und dieses erst besorgen muss. Er wird sich melden. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen um 9 Uhr.
Wir erkunden wieder mal Wismar und wundern uns über die rege Bautätigkeit im Hafengebiet. Sogar eine neue Marina soll im Westhafen gebaut werden und schon im nächsten Jahr fertig sein. Ich bin gespannt.

9:15 - kein Segelmacher da! Ich rufe ihn an. "Es gibt Probleme, ich rufe an, wenn ich komme. Wahrscheinlich wird das Mittag."
Wir beraten uns. Darauf zu warten und zu hoffen, erscheint unsicher, dann würden wir auch noch einen Tag in Wismar verbringen müssen. Um 9:30 laufen wir aus, zwar können wir das Grosssegel nicht nutzen, aber mit achterlichem Wind und Genua geht es auch. Etwas langsam leider.
Um 09:50 klingelt das Handy und der Segelmacher erzählt uns, dass er am Liegeplatz steht und die Reparatur machen will. Also wieder zurück. Zwei Stunden später haben wir eine neue Reffleine!
2 Stunden Arbeit und eine neue Leine, leider vergebens

Leider hat der Segelmacher die falsche Größe eingespleisst, die Leine ist zu dünn und arbeitet nicht. Bezahlt hatte ich schon. (mal wieder)



Mittlerweile liegen wir im Ostseebad Rerik am Steg des Segelvereins "Alt Gaarz" und finden uns damit ab, die letzten Tage nur mit dem Vorsegel zu fahren. Rerik ist echt schön und wird quasi von hinten durch das Salzhaff angefahren. Die Navigation war schwierig, es gibt keine Fahrwassertonnen, dafür aber viele Sandbänke und Untiefen, Fischernetze kommen noch dazu.  Der kleine Hafen hat nur noch einen Platz frei und Ingrid legt unter den Augen der Steglieger souverän an. Eine junge Frau konnte sich die Bemerkung" Ihre Frau kann das aber toll. Ich würde mich das nicht trauen" nicht verkneifen. So ein Lob erfreut uns dann doch.
Wir hatten vorher noch nie von Rerik gehört.
Anfahrt auf Rerik


aus Google-Maps
Der Ort scheint bei Familien mit Kindern sehr beliebt zu sein und bietet ein gute Infrastruktur und einen tollen Strand. Wir werden bis Sonntag bleiben.






Gerade jetzt fängt es an zu regnen.

der Hafenmeister Roland Harnack des Seglervereins Alt Gaarz (http://www.svag-rerik.de/) hat für jeden ein freundliches Wort und steht mit Rat und Tat zur Verfügung.
Danke!